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Umweltfreundlich Bier brauen – Bayreuther Ingenieure entwickeln billigeres Verfahren zur CO₂-Rückgewinnung

Wie das zischt! Das Schöne am Durst ist ein großes Glas Bier. Ursache für den Genuss ist neben Hopfen und Malz die Kohlensäure, die das Bier so schön spritzig macht. Das zu seiner Herstellung verwendete Kohlendioxid ist aber schädlich für das Klima. Die Universität Bayreuth entwickelt derzeit ein umweltfreundliches Verfahren zur Rückgewinnung des Gases.

In Brauereien werden große Mengen des Treibhausgases Kohlendioxid freigesetzt. Unter anderem wird Kohlendioxid genutzt, um Leitungen sowie Druck- und Lagertanks zu spülen. Ein weiteres wichtiges Anwendungsfeld ist das Vorspannen. Bevor nämlich das Bier in Tanks oder Fässer geleitet wird, muss in diesen Behältern ein Gegendruck aufgebaut werden, der mit Hilfe von CO2 erzeugt wird. Dieser Gegendruck verhindert, dass das Bier aufschäumt und schal wird. Das dafür verwendete CO2 wird freigesetzt, wenn der Behälter mit dem Brau gut befüllt wird.

Blick auf die Filtration der Neumarkter Lammsbräu. Das Unternehmen ist Partner im Klimaschutzprojekt des Bayreuther Lehrstuhls für Umweltgerechte Produktionstechnik. Foto: Neumarkter Lammsbräu

 

Der Lehrstuhl für Umweltgerechte Produktionstechnik entwickelt derzeit ein Verfahren zur Rückgewinnung des CO2. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) fördert die Forschungsarbeiten mit über 390 000 Euro. Die Bayreuther Ingenieure um Professor Rolf Steinhilper haben sich mit der Neumarkter Lammsbräu, der Bamberger Brauereimaschinenfabrik Kaspar Schulz und der Neue Materialien Bayreuth (NMB) zusammengetan, um das neue Verfahren praxistauglich zu machen. Stefan Thäter ist federführend an Planung und Aufbau der Modellanlage beteiligt. Er sagt: „Gelänge es einem Brauereibetrieb, das Kohlendioxid vor dem Entweichen in die Erdatmosphäre rückzugewinnen und erneut zu nutzen, würde sein gesamter CO2-Ausstoß deutlich verringert. Bei kleinen und mittleren Betrieben würde die Rückgewinnung von knapp 90 Prozent des CO2, das beim Spülen und Vorspannen freigesetzt wird, die Emissionen um rund 18 Prozent senken.“

Bernd Rosemann vom Lehrstuhl für Umweltgerechte Produktionstechnik hat den Einsparungseffekt berechnet: „Angenommen, alle kleinen und mittleren Brauereien in Deutschland, die pro Jahr zwischen 18 000 und 200 000 Hektoliter Bier produzieren, würden das beim Spülen und Vorspannen entstehende Kohlendioxid zu 90 Prozent rückgewinnen. Dann würden jährlich etwa 70 000 Tonnen Kohlendioxid weniger in die Erdatmosphäre abgegeben.“ Zum Vergleich: Bei der Heizwärmeerzeugung für ein unsaniertes Einfamilienhaus werden jährlich ungefähr sechs bis zehn Tonnen CO2 erzeugt. Ein einziger Urlauber, der von Deutschland in die Karibik und zurück fliegt, verursacht die kurzfristige Erwärmungswirkung von etwa vier Tonnen CO2. Eine Autofahrt von 15 Kilometern entspricht zirka 2,3 Kilogramm CO2.

Stefan Thäter sieht in der neuen Technik mehrere wirtschaftliche Vorteile: „Bisher haben Brauereien in der CO2-Rückgewinnung auf konventionelle Wäschersysteme zurückgegriffen. Die sind sehr kostspielig und für kleinere und mittlere Betriebe nahezu unerschwinglich. Unser Verfahren ist deutlich kostengünstiger. Selbst kleine Familienbetriebe werden sich die Anschaffung solcher Anlagen leisten können.“ Die Anlagen werden nicht allein zum Klimaschutz beitragen. Sie können den Brauereien überdies helfen, ihre Produktionskosten zu senken. „Rückgewonnenes Kohlendioxid ist höchstens halb so teuer wie ’neues‘ CO2, das die Betriebe zukaufen müssen, wenn sie das ‚alte‘ CO2 ständig in die Umwelt entweichen lassen.“

INFO: Das Verfahren der Bayreuther Wissenschaftler hat die Deutsche Bundesstiftung Umwelt überzeugt: Sie wählte das Projekt aus mehr als 600 Bewerbungen aus und nominierte es für die „Woche der Umwelt 2016“. Insgesamt 190 Aussteller werden im Schlosspark Bellevue am 7. und 8. Juni zukunftsweisende Umweltprojekte präsentieren.

 Quelle: Nordbayerischer Kurier vom 20.04.2016


Ansprechpartner:
Dipl.-Ing. Claudia Benedickt
Neue Materialien Bayreuth GmbH Öffentlichkeitsarbeit
Gottlieb-Keim-Str. 60, 95448 Bayreuth-Wolfsbach
Telefon: 0921 507 36 132
E-Mail: claudia.benedickt@nmbgmbh.de

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